Ein Leserbeitrag zu Beobachtungen am Tag 1 des Netzes 2016:
Die drei meistgelesenen Artikel der Stuttgarter Zeitung am Mittwoch handeln vom VfB. Die schönste Nebensache der Stuttgarter. Dem gegenüber dürfte aber „Netz2016“ alltägliches Hauptthema für die vielen Teilnehmer des ÖPNV sein, denen seit gestern ein weiterer Verkehrs-Chaos-Faktor zugemutet wird. Berichtet wird in der Stuttgarter Zeitung „Bahn trotz neuem Fahrplan pünktlich.“ Ja, so was?! Ein Fahrplan sollte ganz selbstredend fahrbar, also verlässlich und pünktlich sein! Aber wie sieht es aus auf den Bahnsteigen und in den Bahnen?
Wie geht es am 17.5.2016, am ersten Tag nach der Umstellung auf den neuen Fahrplan am Rotebühlplatz zu? Die Station ist schon ohne Linienänderung unübersichtlich, jetzt aber erst recht Verwirrung stiftend. Aber weit und breit keine angekündigte gelbe Weste eines SSB-Info-Menschen zu sehen. Dafür umso mehr fragende Blicke der Fahrgäste. Man schaut auf Anzeigen, Pläne, einfahrende Bahnen und sucht den Blickkontakt zu anderen irritierten Fahrgästen. Eine Frau spricht nach längerem Zögern einen Wartenden neben mir an; es geht um eine Fahrt zum Stöckach. Der Mann gibt Auskunft- allerdings allerdings eine falsche. Er war wohl ziemlich verwirrt aufgrund der angezeigten ungewohnten Linien („wieso fährt die U1 hier?“). Ich mische mich ein und rate zu U1 oder U14. Neben uns schimpft eine Frau über den Anlass des Durcheinanders, Milliardengrab S21.
In der Bahn dann lausche ich den Gesprächen unter den Fahrgästen. „Anschluss verpasst“, „Umleitungen irgendwann endlich gefunden“, „Termin versäumt“. Wenn so viele Menschen sich wegen der Stadtbahnumwege nicht mehr im Netz zurechtfinden, sind Jubelmeldungen der Zeitung nicht angebracht. Denn was nützt einem die Pünktlichkeit einer einzelnen Bahn, wenn der gesamte Reiseweg mit dem eigenen Zeitplan nicht mehr zusammenpaßt.