„Erst aussteigen lassen, dann einsteigen“, mit dieser Werbung versucht die SSB, den Fahrgastwechsel zu beschleunigen. Sie weiß genau, daß dies seine Zeit braucht, je voller die Bahnen und je ungeduldiger die Leute, umso schwieriger ist es. Wir schauen uns das an einem Beispiel an.
Im alten Fahrplan, der bis 16.5.2016 galt, dauerte eine Fahrt fahrplanmäßig von Staatsgalerie über Hauptbahnhof bis zur Haltestelle Börsenplatz, die noch Friedrichsbau hieß, drei Minuten. Es sind nun durch die Sperrung Staatsgalerie – Charlottenplatz deutlich mehr Umsteiger am Hauptbahnhof, was die SSB auch zugibt. Der Fahrgastwechsel dauert deutlich länger; dadurch verlängert sich natürlich auch die Haltezeit der Bahnen am Hauptbahnhof.
Ist diese Zeit im Fahrplan eingerechnet? Nein. Im neuen Fahrplan, der Netz 2016 heißt, sind für die selbe Strecke auch nur drei Minuten eingeplant. Hier ist eine sehr wahrscheinliche Quelle für die Verspätungen der Tallängslinien, die über den Hauptbahnhof führen bzw umgeleitet werden, gefunden.
Bisher wurde der entsprechende Bahnsteig am Hauptbahnhof nur von den Linien U9 und U14 genutzt. Jetzt verkehren dort auch die Linien U1 und U2. Doppelt so viele Linien am Bahnsteig der U9 und U14 am Hauptbahnhof, mehr Umsteiger, vollere Bahnen durch zusätzliche Fahrgäste der U4, kein Zeitpuffer für diesen Fahrgastwechsel führen zu Verspätungen, die die Bahnen dann auf ihrer weiteren Strecke Richtung Heslach und Vaihingen sowie Richtung Vogelsang/ Botnang mitnehmen.
Es reicht im Grunde schon ein verlängerter Fahrgastwechsel bei einer übervollen Bahn, um mehrere nachfolgende Bahnen aus dem Takt zu bringen, da die Bahnen aus Richtung Staatsgalerie ja nacheinander am Bahnsteig im Hauptbahnhof einfahren.
Eine Beobachtung am Berliner Platz zeigt, daß genau jene Bahnen aus Richtung Hauptbahnhof, deren Verspätungsursache gerade besprochen wurde, nicht pünktlich sind, was sich selbstverständlich auf die Verkehrssteuerung am gesamten Berliner Platz auswirkt und auf alle anderen Linien, die dort verkehren (U24, Bus 41, Bus 43) sowie den dortigen Auto- und Fußgängerverkehr.