Als vor wenigen Tagen bekannt wurde, dass der Tiefbahnhof Stuttgart 21 voraussichtlich mindestens zwei Jahre später fertig wird, konnte man in den Stuttgarter Nachrichten das Zitat eines Schülers lesen, der dazu befragt wurde.
… die Verkehrsbehinderung durch Baustellen finde ich auch nicht schlimm, die Leute sollen ja auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen.
Oh, da hat dieser Schüler noch gar nicht mitbekommen, dass die öffentlichen Verkehrsmittel ja gerade durch diese Baustellen beeinträchtigt werden. Seit dem Umbau des Gleisvorfelds des Hauptbahnhofs hat die S-Bahn Probleme mit der Pünktlichkeit. (Aktuelle Analysen zur S-Bahn-Pünktlichkeit hier: S-Bahn-Chaos .) Seit in Stuttgart der Feinstaubalarm diskutiert wird, mußte die SSB zugeben, im Berufsverkehr gar nicht genug Kapazität für alle potentiellen Feinstaubumsteiger in ihren Bahnen zu haben (Kontext).
Eine Stadt, die sich damit brüstet, zur Modellregion für nachhaltige Mobilität zu gehören, sollte dringend dafür sorgen, daß Schüler, Berufspendler, Ausflügler und andere Gelegenheitsfahrer zügig und zuverlässig dahin kommen, wo sie möchten, und zwar sowohl mit dem Auto als auch mit Bussen und Stadtbahnen, S-Bahnen und Zügen.
Gegen sinnvolle Baustellen, die wirkliche deutliche Verbesserungen bringen, wird es wenig Einwände geben. Aber dass Baustellen, die weder den Zugverkehr noch den Stadtbahnverkehr noch den Autoverkehr verbessern und die wegen vorhersehbarer Statik- und Genehmigungsprobleme um Jahre länger dauern als geplant, als Zumutung empfunden werden, ist verständlich. Wenn alle Verkehrsmittel betroffen sind, hat man eben keine Alternative. Dann bleibt die Mobilitätsregion auf lange Zeit ein leeres Werbeversprechen.